5 | Emmy Schuster Emmy Schuster wird am 7. Mai 1909 in Nürnberg geboren, als zweites Kind der Eheleute Georg und Therese Holzammer. Deren Tochter Anne ist ein Jahr zuvor zur Welt gekommen. Vater Georg sorgt mit einer „Bäckerei und Kaffeeschänke“ und einer Zigarettenhandlung für den Unterhalt der Familie. Der Familie geht es gut, das Ge- schäft des Vaters läuft, auch die Zeit des Ersten Weltkriegs übersteht man unbescha- det. Nach dem Krieg bekommen die Holz- ammers jedoch die wirtschaftlichen Aus- wirkungen der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg zunehmend zu spüren. Sie müssen sich mehr und mehr einschränken. Dennoch kann Emmy Schuster 1919 das Institut der Englischen Fräulein in Nürnberg besuchen. Auf dem Gebiet der „Mädchenbildung“ hatten die Englischen Fräulein, eine katholische Ordenskon- gregation, die von Marie Ward gegründet wurde, eine Pionierrolle übernommen. Die Zeit dort formt den Berufs- wunsch der jungen Nürnbergerin: Sie möchte Lehrerin werden. 1925 beginnt sie daher eine Ausbildung im Lehrerin- nenseminar des Klosters Wettenhausen. 1927 können die Holzammers die Aus- bildung ihrer Tochter in dem renom- mierten Institut nicht mehr finanzieren. Emmy muss deshalb ihren Lebenstraum, als Lehrerin zu arbeiten, aufgeben und beginnt eine kaufmännische Lehre. Als junge Frauen haben die beiden Holz- ammer-Schwestern Ende der 20er Jahre den gleichen Nürnberger Freundeskreis. Über ihre Schwester Anne lernt Emmy schließlich Hans Schuster kennen, einen jungen, begabten Zeichner und Maler. Die beiden werden ein Paar und heiraten 1933. Ein Jahr zuvor ist Emmys Mutter ge- storben. Mit deren Tod bricht die Familie auseinander: Der Vater gibt seinen Betrieb auf, Emmy verlässt Nürn- berg, um mit ihrem Ver- lobten nach München zu gehen, der dort seine künstlerische Lauf- bahn starten möchte. Auch wenn die Start- bedingungen für das junge Paar in Mün- chen zunächst günstig gewesen sind – das Leben als Künstlerpaar ist nicht einfach. Emmy sorgt schließlich mit Büroarbeit für Ein Heim zu schaffen, in dem Menschen mit Behinderung ein Zuhause finden und wie in einer Familie leben können, dies verfügte Emmy Schuster in ih- rem Testament als zentralen Auftrag ihrer Stiftung. Aus dieser Verfügung hat sich eine Stiftung mit beträchtlicher Dotierung entwickelt, die sich nachhal- tig für Menschen mit Behinderung im Raum Rosenheim engagiert. Wer war Emmy Schuster? Was hat sie geprägt, wie hat sie gelebt? Welche Ereignisse haben ihrem Leben eine Wende gegeben? Eine Skizze ihrer Familien- und Lebensgeschichte versucht Antworten zu geben. Emmys Lebenstraum: Lehrerin sein EMMY SCHUSTER – eine Skizze ihrer Lebens- und Familiengeschichte