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Emmy Schuster-Holzammer Stiftung

26 | Reportage „unsere faMilie wurDe ihM zu klein“ Florian ist mittlerweile 31 Jahre alt. Er lebt seit vier Jahren im Emmy-Schuster-Haus. Brigitte Feistl ist eine Frau, von der man sagen würde: Sie steht mitten im Leben. Zupackend, fröhlich, eine Frau, die sich nicht vor Problemen versteckt. Man kann sich gut vorstellen, wie sie als junge Mut- ter sehr pragmatisch an die Situation her- angegangen ist, ein Kind mit Behinderung großzuziehen. „Florian war schon als Kind gerne mit an- deren Menschen unterwegs. Er hat mit den Kindern in der Straße gespielt, war immer in Kontakt mit unseren Nachbarn“, blickt Brigitte Feistl zurück. Florian wächst so in einer Umgebung auf, in der in vielerlei Hinsicht Integration völlig normal ist. Als Florian elf Jahre ist, wird Brigitte Feistl wieder berufstätig. Florian besucht das Heilpäd- agogische Zentrum und wird dort bis zum Nachmittag betreut. „Haushalt, Familie und Beruf sind natürlich eine Belastung, mit einem behinderten Kind wiegt das alles noch einmal viel schwerer. Trotz- dem: Die Arbeit hat mir wahnsinnig viel Kraft gegeben. Man ist nicht mehr nur auf das eigene Kind fixiert“, meint Brigit- te Feistl. Eine Erfahrung, die für sie im- mer wichtiger wird, je älter Florian wird: „Wie andere Kinder auch hat sich Florian immer mehr Freiräume geschaffen. Wie das so ist, wenn die Kinder heranwach- sen: Sie suchen neue Erfahrungen außer- halb der eigenen Familie. Je älter Florian wurde, umso mehr habe ich gespürt, dass ihm unsere Familie zu eng wurde.“ Brigitte Feistl sorgt bereits früh dafür, dass Florian viele Kontakte knüpfen kann, dass er neue Freunde kennen lernt. Es ist ihr wichtig, dass er lernt, sich außerhalb der Obhut seiner Eltern zu behaupten. Florian nimmt in den Ferien an Jugend- freizeiten des VDK teil und nutzt ande- re Angebote der Offenen Behinder- tenarbeit in Rosen- heim. „Florian war bei diesen Aktivi- täten immer gerne dabei, er hat da auch immer Eigeninitiative gezeigt, um bei den Ferienfreizeiten mitzufahren.“ Als Florian 20 Jahre alt ist, erhält er in den Wendelstein Werkstätten einen Ar- beitsplatz. Ihr Sohn wird erwachsen und Brigitte Feistl beginnt damit, sich Gedan- ken zu machen, wie Florian außerhalb der Familie ein eigenständiges Leben führen kann. „Natürlich fällt es schwer, das Kind loszulassen, es in sein eigenes Leben zu entlassen. Das ist ja ganz normal und eine Situation, die einen auch als Eltern von einem nicht behinderten Kind heraus- fordert.“ Um für sich selbst Klarheit zu gewinnen, besucht sie ein Eltern-Seminar Als Florian geboren wurde, war Brigitte Feistl 21 Jahre alt. „Ich habe damals eigentlich gar nicht gewusst, was das ‚Downsyndrom‘ ist, als mir die Ärzte die Diagnose stellten“, be- richtet die heute 52-Jährige über die Geburt ihres Sohnes. Fünf Mio. Menschen leben weltweit mit dem Downsyndrom 26 | Reportage